Wahnsinn im Alltag


Renate Blaes (Hrsg.): Das kunterbunte Katzenbuch, Band 1 und 2
November 21, 2008, 2:53 pm
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Renate Blaes (Hrsg.): Das kunterbunte Katzenbuch, Norderstedt 2006, Books on Demand GmbH, ISBN 978-3833462207, Softcover, 120 Seiten, davon 31 in Farbe, 15 x 21 x 0,8 cm, EUR 14,95.

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Renate Blaes (Hrsg.): Das kunterbunte Katzenbuch Nr. 2, Norderstedt 2008, Books on Demand GmbH, ISBN 978-3-8370-6733-0, Softcover, 120 Seiten, davon 22 in Farbe, 15 x 21 x 0,8 cm, EUR 14,95.

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„Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen. In Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte“, erkannte schon im 14. Jahrhundert der italienische Dichter Francesco Petrarca. So steht es im ersten Band des kunterbunten Katzenbuchs. Und daran dürfte sich auch bis zum heutigen Tag nicht viel geändert haben, zumindest nicht aus der Sicht der Katzenliebhaber.

Rund 40 „vom Leben bevorzugte“ Autorinnen und Autoren haben für diese beiden Bände ihre ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Erfahrungen rund um die Katz’ aufgeschrieben. Und was das Erfrischende ist: In den kunterbunten Katzenbüchern kommen nicht die großen Schriftsteller und prominenten Zeitgenossen zu Wort, sondern Katzenfreunde wie Sie und ich.

Neben ihrer erklärten Liebe zu Samtpfoten und Stubentigern haben die Autorinnen und Autoren noch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie können wirklich gut Geschichten erzählen! Ob Glosse, Kurzgeschichte, Erzählung oder Reportage, Ernsthaftes, Locker-Humorvolles oder Poetisches – in den kunterbunten Katzenbüchern ist alles in einer unterhaltsamen und abwechslungsreichen Mischung vertreten.

In Band 1 gibt’s unter anderem die Geschichte einer alten Katzendame, die zur „Praxis-Katze“ wird, einen Beitrag über das Leben mit Hund und Katz – und die heitere Geschichte vom diebischen Kater Simon. Wir erfahren, warum die Perserkatze von Uschi Weiller ausgerechnet „Frau Hendlmaier“ heißt und erleben den ganz normalen Samstags-Wahnsinn in einem Katzenzüchter-Haushalt mit. Es gibt eine Liste berühmter Katzenfreunde und eine „Übersetzungshilfe“ für die Katzensprache. Wir lernen gärtnernde, kluge, neugierige, lebensfrohe, schnurrende und schnorrende Katzen kennen, Katzen, die sich ein neues Zuhause suchen und solche, die trotz körperlicher Behinderungen ein zufriedenes Leben führen. Es geht um Kater, Katzenmütter und Katzenkinder. Und Kater Simons gut gehütetes Geheimnis erfahren wir auch. Das ist natürlich noch lange nicht alles …

Band 2 steht dem ersten Band in nichts nach. Er hat die gleiche liebevolle Aufmachung mit Fotos – ja ganzen Fotoromanen! –Schwarz-Weiß und Farbe, mit witzigen Illustrationen und ansprechender (typo-)graphischer Gestaltung. In diesem Band begegnen wir Kater Lino, der sich nach dem Tod seines Menschen in einen „Weiberhaushalt“ integrieren muss, treffen auf eine kleine wilde Katze, die in einem Kraftwerk lebt, erfahren wie die blinde Kätzin Annie und ihre tierischen Freunde einen Umzug meistern und wie ungemein anstrengend der Arbeitsalltag zweier Rechtsanwaltskatzen ist. Kater Alois verrät uns seinen Tagesablauf und Kater Fritz sagt uns ganz unverblümt, was er von Weihnachten hält. Einen Katzentest gibt es auch … hier kann die Katze testen, ob sie auch ein angemessenes Zuhause hat. Köstlich!

Mann kann gar nicht aufzählen, was man in diesen beiden herrlichen Katzenbüchern alles findet! An diesem Vorhaben sind schon ganz andere gescheitert. Zum Beispiel Kater Fritz, der von der Herausgeberin Renate Blaes damit beauftragt wurde, ein Inhaltsverzeichnis von Band 1 zu erstellen. Irgendwann muss er gestehen: „ (…) Ich hab auch mein Bestes versucht. Aber irgendwann bin ich dann total irre geworden – mit all dem Zeug. Deswegen gibt’s jetzt kein Inhaltsverzeichnis.“ Bei Band 2 versucht er es gar nicht erst. Er findet: „(…) Lesen und Fotos kucken reicht doch.“ Ja, Fritz, hast Recht. Wir lieben die Katzenbücher auch ohne Inhaltsverzeichnis!

Der eine oder andere tierische Held mag den Kennern der „Katzenszene“ bekannt vorkommen. Und das nicht ohne Grund: Manch ein Verlag hat schon Geschichten von hier vertretenen Autoren gekauft und in seinen Publikationen abgedruckt. Ein deutlicher Hinweis auf die hohe Qualität der Beiträge in diesen beiden Büchern.

Illustrationen, Fotos, Gedichte, Tipps, Informationen und Worte großer Persönlichkeiten runden die Katzengeschichten-Sammlung ab. Die kunterbunten Katzenbücher sind eine rundum vergnügliche, interessante und informative Lektüre für alle Katzenfreunde. Und auch dem Klappentext von Band 1 kann man uneingeschränkt zustimmen: Wir erfahren „(…)viel über Katzen, zwischen den Zeilen steht aber auch viel über Menschen, denen eine Katze begegnet ist und die dies als Glück für sich begriffen haben.“

Ob Renate Blaes, Kater Fritz und die Katzenbuch-Crew wohl schon an einem dritten kunterbunten Band arbeiten? Es gibt bestimmt noch viele tolle Katzengeschichten, die nur darauf warten, erzählt und gelesen zu werden.



Edmund Schauer: Schwarze Tränen – Thriller
November 19, 2008, 6:13 pm
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Edmund Schauer: Schwarze Tränen – Thriller; A-Zillingdorf 2008, ATQ-Verlag, ISBN 978-3-9502360-8-8, Softcover, 330 Seiten, Format 12 x 18,5 x 2 cm, EUR 12,90.

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Mit letzter Kraft schleppt sich ein schwer kranker junger Mann mitten in der Nacht zur Notaufnahme einer kleinen österreichischen Klinik und bricht an der Eingangstür zusammen.

Wer der Mann ist, weiß man nicht. Er ist nicht mehr ansprechbar und hat keine Papiere bei sich. Auch woran er leidet, ist zunächst unklar. Die Vogelgrippe ist es nicht. Symptome in dieser Kombination hat keiner behandelnden Ärzten je gesehen, und der Patient spricht auch auf keine Behandlung an. Dem Ärzteteam schwant nichts Gutes. Als der Schwerkranke aus Nase und Augen blutet, ahnen sie, womit sie es hier zu tun haben: mit einem virusbedingtem hämorrhagischen Fieber, hoch ansteckend und fast immer tödlich. Irgendetwas unaussprechlich Gefährliches in der Größenordnung von Ebola, Hanta oder Marburger.

Chefarzt Dr. Neumann ist klar, dass er unverzüglich handeln muss, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Die Klinik muss unter Quarantäne gestellt und der Fall den Behörden gemeldet werden. Man sollte schleunigst herausfinden, wer der junge Mann ist, woher er das Virus hat – und wer eventuell sonst noch infiziert ist. Und dann müssen Experten mit Hochdruck daran arbeiten, das Virus zu identifizieren und ein Gegenmittel zu entwickeln.

Nur einen kurzen Augenblick denkt Neumann daran, welche Konsequenzen es für seine Karriere haben könnte, sollte er jetzt falschen Alarm geben. Doch dann greift er beherzt zum Telefon und informiert die Bundesverwaltungsbehörde, die alle erforderlichen Maßnahmen einleiten soll. Auch wenn Krankenhausdirektor Pohl voller Verdruss an Imageprobleme und Verdienstausfall denkt und der Landessanitätsdirektor die ganze Aktion für übertriebene Panikmache hält – die Klinik wird von der Außenwelt abgeriegelt und ein Kriseninterventionsteam zusammengestellt.

Der unbekannte junge Mann, genannt „Patient Null“, stirbt. Alles, was man bei ihm findet, ist die Abbildung einer mittelalterlichen Münze. Theresa Brandt, die am Empfang des Krankenhauses arbeitet, wird beauftragt, im Internet nach der Münze zu recherchieren. Vielleicht führt diese ja auf die Spur des unbekannten Patienten. Zur absoluten Vertraulichkeit hat man Theresa nicht verpflichtet, und so mailt sie die Abbildung der Münze und ein Foto des Unbekannten an ihren Mann Erich.

Erich Brandt, ein ehemaliger Berufspilot, sitzt krank vor Sorge um seine Frau zu Hause. Als sie ihm die Bilddaten schickt, hat er endlich das Gefühl, ihr helfen zu können, zumindest bei der Identifizierung des von „Patient Null“. Brandt bittet einen alten Freund um Unterstützung, Dr. Georg Hartmann, einen Biologen, der zeitweise als Journalist gearbeitet hat. Hartmann, ein alter Abenteurer mit leicht paranoiden Zügen, stürzt sich gleich mit Feuereifer in die Recherche.

In der Tat dauert es nicht lange, und sie haben Name und Adresse des Unbekannten. Doch statt nun die Behörden zu informieren und alle weiteren Maßnahmen den Profis zu überlassen, lassen sich Hartmann und Brandt zu einem haarsträubenden Himmelfahrtskommando hinreißen: Sie treffen umfangreiche Vorbereitungen und durchsuchen die Wohnung des Virenopfers. Dort finden sie höchst erstaunliche und aufschlussreiche Dinge …

Inzwischen gibt es einen weiteren Krankheitsfall. Eine Wissenschaftlerin ist mitten in einem Supermarkt zusammengebrochen und wurde von einem medizinischen Team in Schutzanzügen abtransportiert, was natürlich von der Öffentlichkeit nicht unbemerkt blieb. Ein kleiner Internet-Fernsehsender, der sich mit einem miesen Trick ein paar Hintergrundinformationen ergaunert hat, berichtet darüber. Der Medienzirkus nimmt seinen Anfang.

Die Situation ruft die CIA auf den Plan, genauer gesagt, die Sondertruppe „BIO-Terror“. Die Herrschaften würden gerne an ein paar Virentoten Gewebeuntersuchungen vornehmen. Den Grund

spricht General Goldberg ganz unverblümt aus: „Wollen Sie, dass der Erreger Terroristen oder Schurkenstaaten in die Hände fällt und am Ende gegen unser Land eingesetzt wird? Wenn der Erreger je eingesetzt wird, dann sollte das durch unsere Streitkräfte erfolgen und nicht durch andere …“ (S. 184). Mit offiziellen Dienstwegen halten sich die Amerikaner nicht lange auf, statt dessen starten sie zur klammheimlichen „Operation Black Death“. „Die Österreicher werden gar nicht merken, dass wir sie besucht haben“, glaubt Major Wyngarde (S. 184). Wenn er sich da mal nicht täuscht …

Durch ihre illegalen Nachforschungen in Sachen „Patient Null“ verfügen die beiden Privatleute Erich Brandt und Dr. Georg Hartmann über wesentlich mehr Informationen als die Behörden. Was machen sie jetzt damit? Dr. Hartmann, der vor Jahren als Biologe für eine Seuchenbehörde gearbeitet hat, gibt seine Erkenntnisse an eine ihm bekannte Virologin aus dem Kriseninterventionsteam weiter – und wird sofort zur Mitarbeit an dem Fall herangezogen. Brandt, der der Meinung ist, die Öffentlichkeit habe ein Recht auf rückhaltlose Information, kontaktiert anonym die lokale Presse und gibt dort sein Wissen preis – womit er einen bespiellosen Medienrummel lostritt.

Mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Krankheitsfälle, auch außerhalb des Landes. Und alle enden sie tödlich. Dank des internationalen Personen- und Warenverkehrs verbreitet sich das Virus nahezu ungehindert auf der ganzen Welt. Die gefürchtete Pandemie ist da – mit verheerenden Folgen.

Wird es den Wissenschaftlern gelingen, ein wirksames Gegenmittel zu finden? Ist die Menschheit zu retten?

„Wir liefern uns ein Wettrennen mit Viren und Bakterien, und wenn wir nur einmal nicht aufpassen, könnten wir am Ende als Verlierer da stehen“, sagt der Epidemologe Dr. C. J. Peters. Und in dem beklemmenden Szenario, das der Autor hier entwickelt, sieht man, wie leicht der Mensch bei diesem Wettlauf ins Hintertreffen geraten kann. Hier eine Panne, da eine kleine Unwägbarkeit, eine menschliche Schwäche, eine ungebetene Einmischung – und schon ist der schönste Notfallplan nur noch Makulatur. Was sich in der Theorie vernünftig anhört, muss in der Praxis noch lange nicht reibungslos funktionieren. Der Mensch ist eben unberechenbar.

Der Autor hat, wie bei allen seinen Büchern, genau recherchiert. Und er weiß, wovon er spricht. Durch seine über 20-jährige Tätigkeit als Elektroniker in einem staatlichen Forschungszentrum hatte er Kontakt mit Forschungsprojekten. 1988 gründete er ein Unternehmen, das sich mit Hard- und Softwareentwicklungen im medizinischen Bereich beschäftigt. Dadurch bekam er weitere Einblicke in das Gesundheitswesen.

Man könnte sich diesen packenden und kenntnisreichen Wissenschaftsthriller sehr gut als actionreichen Fernsehfilm vorstellen. Beim Lesen ertappt man sich dabei, im Geist schon die Rollen zu besetzen.

Manch ein Leser wird wohl das Bedürfnis haben, großzügig Kommata im Buch zu verteilen. Es wäre mit Sicherheit von Vorteil gewesen, wenn sich vor Drucklegung ein professioneller Korrektor des Textes angenommen hätte. Doch darf man nicht vergessen, dass hinter diesem Thriller keine riesige und gut geölte Verlags-Maschinerie steht: Dieses Buch ist ein ein-Mann-Projekt. Und das ist eine reife Leistung!

Wer über formale Unvollkommenheiten großzügig hinwegsehen kann, wird nicht nur spannend unterhalten sondern auch umfassend informiert werden … und bis auf weiteres überall in den Medien über das Thema „Viren“ stolpern. Manche Lektüre unterhält eben nicht nur, sondern wirkt auch nachhaltig auf den Verstand – und auf die selektive Wahrnehmung.



Iain McDowall: Der perfekte Tod – Kriminalroman
November 19, 2008, 12:09 pm
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* Iain McDowall: Der perfekte Tod – Kriminalroman
* Verlag: dtv
* Juli 2008
* 384 Seiten
* ISBN: 978-3-423-21071-3
* Format: 19,2 x 12 x 2,4 cm
* Euro 8,95
* Titel der Originalausgabe „Perfectly Dead“
* Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence

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Kurzbeschreibung:
Eine verbrannte Leiche. Eine grauenvolle Familientragödie. Ein kleines Mädchen als einzige Augenzeugin. Chief Inspector Jacobson hasst Drogenfälle. Vor allem, weil er dann mit dem Rauschgiftdezernat zusammenarbeiten muss. Nach einem Wohnungsbrand in Woodlands, einem sozialen Brennpunkt in seinem Revier, ist ein Dealer tot aufgefunden worden, den man zuvor mit einem Montiereisen erschlagen hat. Der Anblick des Todes kann nicht grausiger sein, denkt Jacobson, doch muss er diese Meinung schon 48 Stunden später revidieren, als er mit seinen Kollegen zum Schauplatz einer entsetzlichen Familientragödie gerufen wird: In einem gediegenen Vorort hat Stephen Adams, Oberhaupt der von der Lokalzeitung frisch gekürten »Familie des Jahres«, zunächst seine Frau und die drei Kinder umgebracht und sich dann anscheinend selbst erhängt. Irgendetwas stimmt allerdings nicht mit dieser These. Aber die einzige Augenzeugin spricht nicht mehr. Es ist die 10-jährige Freundin der Jüngsten – und Tochter der Geliebten des toten Drogendealers.

Über den Autor:
Iain McDowall wurde in Kilmarnock, Schottland, geboren und war Universitätsdozent für Philosophie und Computerfachmann, ehe er als Autor von Kriminalromanen hervortrat. Heute lebt McDowall in Worcester, den englischen Midlands, wo sich auch die fiktive Stadt Crowby befindet, in der seine Romane um Chief Inspector Jacobson und DS Kerr spielen.

Meine Meinung:
Wer so wie ich glaubte, mit dem Schotten Iain McDowall einen originellen, das Genre belebenden Krimiautor, vergleich mit Benjamin Black (Pseudonym von John Banville) zu finden, wird sehr enttäuscht sein. Iain McDowall verfügt nur über eine sehr schlichte Sprache. Dies versucht der Autor zu kaschieren, indem er seinen Figuren, die allesamt eindimensional wirken, eine knallharte, rüde Sprache verpasst. Unsympathische Antihelden wären kein Problem, aber diese Charaktere erwachen einfach nicht zum Leben. Die Sprache lässt den Roman nie in einen guten Lesefluss kommen. Die Atmosphäre, anfangs noch ungemütlich und kalt, verflüchtigt sich mit zunehmender Lesedauer und das Buch zieht sich.

Den Handlungsverlauf kann ich nur als spannungsarm, das Ende als unbefriedigend empfinden. Eigentlich wird nicht wirklich eine Geschichte erzählt. Selbst die fiktive Stadt Crowby, die als Handlungsort dient, hat kein Flair. Die dünne Handlung könnte sich überall abspielen.

Auch wenn man jetzt wirklich nur einen zeitgenössischen, dem Trend folgenden Krimi erwartet, wird man von Der perfekte Tod zu Tode gelangweilt sein. Ein Krimi sollte wenigstens einen Ermittler mit ein wenig mehr Profil entwerfen, um in diesem überfrachteten Genre zu bestehen. Das ist leider nicht der Fall. Chief-Inspector Jacobson ist eine Hauptfigur vollkommen von der Stange.

Das dieser Roman nichts Neues bietet, sollten auch Krimispezialisten besser zu etwas andern greifen.

Rezensent: Herr Palomar
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.buechereule.de



Zoran Zivkovic: Das letzte Buch
November 17, 2008, 12:14 pm
Filed under: Bücher

* Zoran Zivkovic: Das letzte Buch
* Titel der serbischen Originalausgabe: Poslednja knjiga
* Aus dem Serbischen von Astrid Philippsen
* München 2008
* Deutscher Taschenbuch Verlag, dtv
* ISBN: 9783423211031
* 223 Seiten
* Format: 19 x 11,8 x 1,6 cm
* 9,95 Euro

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Über den Autor: Zoran Zivkovic wurde 1948 in Belgrad geboren und studierte Literaturtheorie. Neben seiner Dissertation über den Kunstcharakter der Science-Fiction im Jahre 1982 veröffentlichte er 22 in viele Sprachen übersetzte Bücher, davon 18 Romane und Erzählungssammlungen. Er lebt mit seiner Frau Mia und seinen beiden Söhnen und vier Katzen in Belgrad.

Buchrückentext: Spuren von Gewalt gibt es nicht. Und doch ist Vera beunruhigt. Noch nie ist in ihrer Buchhandlung jemand gestorben. Der Notarzt kommt und auch Inspektor Lukie von der Kriminalpolizei. Aber weder medizinische noch kriminelle Ursachen für den Todesfall lassen sich finden. Aus lauter Verzweiflung verliebt sich die schöne Buchhändlerin in den Kriminalisten, der zum Glück ein echter Literaturkenner ist. Aber die Serie von Todesfällen in der Buchhandlung „Papyrus“ reißt einfach nicht ab. Hat der Geheimdienst etwas damit zu tun? Steckt eine Sekte dahinter? Und was führt der Besitzer des Tee-Salons im Schilde, in dem Vera und Lukie sich treffen?

Meine Meinung: Was beim Lesen sofort auffällt, ist die etwas altmodisch anmutende Sprache, in der das Buch geschrieben ist. Ob das mit der Übersetzung zusammenhängt, oder ob in Serbien – denn ich nehme an, dass die Handlung dort spielt, tatsächlich noch so gesprochen wird, kann ich leider nicht sagen. Die Dialoge wirkten teilweise wie aus alten synchronisierten Defa-Filmen, was der Geschichte aber einen gewissen Charme gibt.

Menschen, die in einer Buchhandlung sterben, weil sie ein bestimmtes Buch in die Hand nehmen, ein Kommissar, der sich in die Buchhändlerin (ein Fräulein!) verliebt – diese Grundidee scheint Stoff für einen soliden Krimi zu sein und so erwartet man als Leser eine spannende Handlung, ein paar Tote und schließlich die Aufklärung am Ende. So ist man es eben gewohnt, doch Zivkovic lässt die Geschichte immer mehr ins Unwirkliche abgleiten, vermischt Wirklichkeit und Fiktion und weicht die Grenzen auf – solange, bis man sich als verwirrter Leser fragt, an welcher Stelle man den Überblick verloren hat und worin die Logik der Lösung verborgen liegt, denn die ist, sagen wir – ungewöhnlich. Mag der Autor sie auch als klares Konzept von Beginn an vor Augen gehabt haben, so wirkte sie doch für mich schwer nachvollziehbar. Dennoch hat das Buch das gewisse Etwas und ich möchte es trotz des schwachen Endes gern weiterempfehlen …

Rezensent: Eskalina
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.buechereule.de



Renate Welsh: Großmutters Schuhe, Roman
November 4, 2008, 10:09 am
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Renate Welsh: Großmutters Schuhe, Roman, München 2008, dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24695-8, 196 Seiten, Format: 13,5 x 21 x 2 cm, Euro 12,90 [D], Euro 13,30 [A] sFr 22,60.

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Das Oberhaupt einer großen Familie ist gestorben, Edith Karmann, 93. Wie wohl bei vielen Beerdigungen wurden auch auf dieser Reden gehalten, die den verstorbenen Menschen in die Nähe eines Heiligen rückten. Nun sitzen die Hinterbliebenen in einem Gasthaus beim Leichenschmaus.

Oft fragt man sich ja bei solchen Gelegenheiten, was wohl die nächsten Angehörigen von diesen posthumen Lobeshymnen halten mögen. Sie haben den Verstorbenen schließlich mit all seinen Fehlern und Schwächen gekannt. In diesem Buch erfahren wir es. Christine Welsh schaut den Hinterbliebenen quasi in die Köpfe und lässt uns an deren geheimsten Gedanken teilhaben. Manch ein Abschiednehmen gerät unversehens zur gnadenlosen Abrechnung mit der Verstorbenen und der ganzen Verwandtschaft.

Die Töchter: Stefanie (72) und Friederike (69)
Von ihrem Vater haben Stefanie und Friederike nie viel gehabt. Als er aus dem Krieg wiederkam, psychisch angeschlagen, war die Beziehung zu seiner Frau am Ende. Vielleicht schon vorher. Er orientierte sich anderweitig und war viel unterwegs. Die wichtigste Bezugsperson für die Mädchen war die Mutter – die beide zurückwies. Stefanie war ihr zu brav und zu angepasst, und mit der intelligenten aber unscheinbaren Friederike konnte sie ebenso wenig anfangen.

Was hat Edith Karmann von ihren Töchtern erwartet? Dass sie ein perfektes Abbild von ihr sind, schön, aristokratisch, klug, lebensfroh und ein wenig theatralisch? Und weil die Töchter eigene Persönlichkeiten waren, waren sie eine Enttäuschung? Ausgesprochen hat sie es nie, aber beide Töchter empfinden es so. Stefanie bringt es auf den Punkt: „Ja, Edith, es muss einmal gesagt werden, nach all den Lobeshymnen: Als Mutter warst du eine Katastrophe!“ (S. 145)

Die Schwiegersöhne: F.T. (75) und Eberhard (73)
F.T., der Mann von Stefanie hat mit der Karmann-Sippe nicht mehr viel am Hut. Seine Ehe mit Stefanie besteht nur noch auf dem Papier. Zur Beerdigung der Schwiegermutter ist er gekommen, weil er sie gemocht hat, obwohl sie eine besserwisserische Tyrannin sein konntet. „Sie war die einzige, die mich nicht als Trottel behandelt hat, weil ich keine so genannte humanistische Bildung hatte.“ (S. 99)Und er schätzte ihren Stil und ihren Verstand.

Eberhard, Friederikes Mann, nutzt den Leichenschmaus für eine persönliche Lebensbilanz. Aufgewachsen in einer freudlosen Familie mit einer früh verwitweten Mutter, die Jahrzehnte lang aufopferungsvoll die verhasste Schwiegermutter pflegte, wollte er in seiner eigenen Familie alles besser machen. Resultat? Eine Frau, die ihn verachtet, Kinder, zu denen er kaum Kontakt hat, einen Alkoholiker als Schwiegersohn und zwei nichtsnutzige, verwöhnte Enkel. Sieht so ein geglücktes Leben aus? An seiner Schwiegermutter schätzte Eberhard die Lebensfreude und ihren Sinn für Humor. „Vielleicht war ich deshalb so gern bei ihr, sie konnte sich freuen über ein paar Blumen, über die italienischen Mandelmakronen, die sie so gern aß (…). Sie freute sich einfach, genauso wie über eine Tasse Tee, eine Anekdote.“ (S. 167) Er wird sie vermissen.

Marie (81), Haushälterin mit Familienanschluss, und ihr Sohn Andreas (61)
Für Marie wird der Tod ihrer Arbeitgeberin und Freundin Edith zur existenziellen Frage. Für einen Hungerlohn hat sie seit ihrer Teenagerzeit für Ediths Familie gearbeitet. Erst in den letzten 10 Arbeitsjahren wurde sie offiziell angemeldet, was nach 65 Jahren treuer Dienste nicht einmal für die Mindestrente reicht. Doch Marie hat sich nie beklagt, denn Edith hat ihr einmal sehr geholfen. Als Marie mit 20 von Ediths Neffen Fritz schwanger wurde, der im Krieg blieb, setzte Edith durch, dass Mutter und Sohn im Haus bleiben durften und der Bub finanziell unterstützt wurde.

Dennoch … Marie hat Edith Karmann oft genug als undurchschaubar und unehrlich erlebt. Jedem hat sie Recht gegeben und ihre wahre Meinung für sich behalten. Marie hat Edith zwar bewundert, aber ihr nicht getraut. Ob Edith ein Testament gemacht und Vorkehrungen für Maries Alterssicherung getroffen hat? Marie glaubt nicht daran.

Was wird nun aus ihr, der alten Haushälterin, jetzt da Edith nicht mehr lebt? Mit dem Haus, in dem die beiden alten Damen zuletzt alleine wohnten, hat die Erbengemeinschaft sicher schon Pläne. Und zu ihrem Sohn Andreas und dessen Familie will Marie nicht ziehen. So nahe stehen sie einander nicht.

Streng war die Mutter, daran erinnert sich Maries Sohn Andreas (61) mit Grausen. So als wollte sie den Makel seiner unehelichen Geburt mit einer perfekten Erziehung wettmachen. Er ärgert sich darüber, dass seine Mutter sich von den Karmanns so hat ausbeuten lassen. Auch die Karmanns hätten mannigfaltige Gründe, Marie dankbar zu sein.

Auch Eifersucht und Neid stecken hinter Andreas’ Groll auf die Karmanns: „Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese ganze Familie zwischen mir und meiner Mutter steht, dass diese Leute ihr Lebensmittelpunkt sind und immer waren.“ (S. 153) – „Was habe ich Raffael und Thomas beneidet, auch Anna und Theresa [seine Neffen und Nichten aus der Karmann-Sippe] für ihre Weltläufigkeit, wie selbstverständlich sie sich überall bewegten, für diese – ja, so ungern ich es sage, diese natürliche Überlegenheit. Was war ich für ein lahmer Ackergaul neben diesen Vollblutpferden, gehemmt in jeder Bewegung, stur büffelnd, ein braver, etwas übergewichtiger Schüler.“ (S. 154)

Die Enkel und ihre Familien
Wenn schon das Verhältnis zu den Kindern, der Beinahe-Schwägerin und deren Sohn problematisch war, war es dann mit den Enkeln vielleicht entspannter? Auch nicht wirklich:

Anna (48), Friederikes Tochter, hat Alex geheiratet, der sich als Spieler und Alkoholiker entpuppt und sich in seiner Rolle als Totalversager eingerichtet hat. Anna hält mit Mühe das Alltagsleben am Laufen, und Alex fällt stets mit neuen Schnapsideen auf die Nase. Und wer hat ihm immer wieder auf die Beine geholfen, immer wieder Entschuldigungen für seine Eskapaden gefunden? Oma Edith. Vielleicht Patricia zuliebe, seiner schönen, starken und unabhängigen Tochter, in der Edith Karman sich ein Stückweit wieder erkennt?

Thomas (46), Friederikes Sohn hat seine Energie in den geschäftlichen Erfolg gesteckt und die Erziehung seiner Söhne der Ehefrau überlassen. Jetzt ist Thomas enttäuscht, dass Lea die beiden Buben zu verantwortungslosen Muttersöhnchen verzärtelt hat. Seine Großmutter Edith war für ihn nicht nur wesentlich unterhaltsamer als seine selbstmitleidige Mutter Friederike, er sieht sie als Heldin. „Wer war es, der mir erzählt hat, dass sie zu Kriegsende einen Deserteur im Haus versteckt hat? (…) Und dass sie einer jüdischen Schulkameradin zwei Jahre lang das Essen gebracht hat (…)?“ (S. 133) Die Vorstellung einer heldenhaften Großmutter gefällt Thomas. „Was hätte ich auch sonst anzubieten? Eine gescheiterte Ehe, zwei Söhne, von denen ich nichts halte?“ (S. 133)

Mit Stefanies Kindern steht es auch nicht besser: Raffael (43) lebt von seiner Frau Lilly getrennt. Raffael denkt an seine Kindheit zurück, an die Erinnerungen, die ihn mit seiner Großmutter verbinden. Und ihm wird klar, dass manche Familientradition nun ein Ende hat und dass er genau danach Heimweh bekommen wird.

Führt eigentlich niemand in dieser Familie eine glückliche Ehe? Theresa, 41, Stefanies Tochter, jedenfalls nicht. Sie ist von Roland geschieden. Einmal in ihrem Leben war sie spontan – und nun ist sie von einem Mann schwanger, von dem sie nicht einmal den Namen weiß. Oma Edith hätte das verstanden, der Rest der Welt wird sie für verrückt halten.

Theresa macht sich Gedanken darüber, warum die Ehen in der Familie Karmann nicht funktionieren: „Es ist schon seltsam mit den Frauen unserer Familie (…) Alle haben sie gelitten unter den Männern, die ihnen nicht gewachsen waren, haben sie dafür verachtet, dass sie hinter anderen Frauen hergelaufen sind (…). Haben die Männer dafür bestraft, dass sie selbst nicht den Mut hatten auszubrechen aus ihren Ehekäfigen, haben sich die Feigheit als Heiligenschein auf den ordentlich frisierten Kopf gesetzt.“ (S. 95)

Die Urenkel: David (20) und Patricia (21)
Familienähnlichkeit und Zuneigung haben bei der Familie Karmann offenbar zwei Generationen übersprungen. Die Urenkel David (Sohn von Raffael und Lilly) und Patricia (Tochter von Anna und Alex) sind Nachkommen ganz nach dem Herzen von Uroma Edith: gut aussehend, intelligent, charmant, charismatisch und auch auf dem besten Weg, beruflich erfolgreich zu werden.

Mit erschreckender Klarheit durchschaut der junge David seine Verwandtschaft. Und ihm ist bewusst, was der Tod der Uroma bedeutet: „Diese Familie braucht kein Oberhaupt mehr, weil sie nämlich mit diesem Tag aufgehört hat, eine Familie zu sein, die Nabe ist aus dem Rad gefallen, die Speichen spritzen in alle Richtungen.“ (S. 21) Und er ahnt auch, dass seine „Ditta-Oma“ eine Frau mit vielen Gesichtern war: „Nimmt man Abschied von einem Menschen oder einem Bild? Mine Ditta haben die anderen hier alle nicht gekannt.“ (S. 23)

Urenkelin Patricia kommt zu ganz ähnlichen Schlüssen, was die Zukunft der Familie angeht. Und die Uroma, die große Manipulatorin, die alte Anarchistin, mit der man so herrlich über die Familie lästern konnte, wird ihr fehlen. Sie beiden mochten einander. „Unmöglich bist du,“ hat die Urgroßmutter oft zu Patricia gesagt. „Unmöglich bist du, das war der höchste Orden, den sie zu vergeben hatte. (…) manchmal fügte sie sogar hinzu: ‚Das hast du von mir. Begabungen überspringen oft eine Generation. Oder sogar zwei.’“ (S. 53) Mit Patricia und David fühlte Edith Karmann sich mehr verwandt als mit sonst jemandem aus der Familie.

Freunde und Bekannte
Auch Freunde und Bekannte machen sich Gedanken über Edith Karmann. Manche kannten sie ihr Leben lang, andere lernten sie erst im hohen Alter kennen. Und für alle Anwesenden gilt, was Schwiegerson Eberhard so treffend zusammenfasst: „Jeder von uns hat eine andere Ditta begraben, vielleicht ist gerade das der richtige Tribut an eine besondere Frau.“ (S. 188)

Eine besondere Rolle kommt einem guten Bekannten der Verstorbenen zu, Alfred Schreiber, 91. Ihn hat Edith Karmann beauftragt, den Hinterbliebenen schon beim Leichenschmaus einen Ausblick auf die Testamentseröffnung zu geben. Diese „Botschaft aus dem Jenseits“ ist für manch einen ein Schock – und setzt dramatische Ereignisse in Gang …

Vom Wesen der Familienbande
Es hat etwas von gehässigem Familienklatsch, wenn man hier die geheimsten Gedanken der einzelnen Familienmitglieder erfährt. Deswegen hat man auch so ein diebisches Vergnügen an all diesen Enthüllungen. Doch jenseits von Neugier und Indiskretion stellen sich ganz andere Fragen: die nach Persönlichkeit, Rollen und Identität.

Jeder kannte eine andere Edith Karmann. Waren das nur die ganz normalen Facetten eines Charakters und jeder Mensch bekam, je nach der Beziehung, in der zur Verstorbenen stand, ein anderes Stückchen zu davon sehen? Oder blieb ihre wahre Persönlichkeit den Blicken der anderen verborgen? Zeigte sie nur, was ihr nützlich erschien, um ihre Mitmenschen zu manipulieren? Wer hat wohl das Bild zu sehen bekommen, das der authentischen Persönlichkeit Edith Karmanns am nächsten kam? War sie besonders schillernd, falsch und wankelmütig, wie Marie vermutet, oder sind wir alle eine Summe widersprüchlicher Rollen und Eigenschaften?

Interessant ist auch die Frage, über wie viel Generationen einer Familie sich der Einfluss einer so dominanten Persönlichkeit wie Edith Karmann erstreckt. Ihre Töchter leiden ein Leben lang darunter, den Ansprüchen der Mütter nicht genügt zu haben. Deren Partner und Kinder wiederum leiden daran, dass ihre Frauen und Mütter sich unzulänglich, ungeliebt und zurückgewiesen fühlten und im Schatten ihrer charismatischen Muttter nie genügend Sonne bekommen haben. Erst die Urenkel scheinen diese Leidenskette durchbrechen zu können. Weil der Einfluss von Edith Karmann über die Generationen nachlässt, oder weil ihre starke Persönlichkeit bei den Urenkeln wieder durchschlägt? David und Patricia sind vielleicht die ersten, die in Edith Karmanns Fußstapfen treten können, und denen „Großmutters Schuhe“ nicht viel zu groß sind.

Vielleicht sollte man das Servicepersonal des Gasthauses, in dem der Leichenschmaus stattfand, zu ihrer Meinung befragen. Die Angestellten dort haben Tag für Tag mit feiernden und trauernden Menschen zu tun und eine erstaunliche Kunstfertigkeit darin entwickelt, aus diesen Momentaufnahmen treffende Rückschlüsse auf Beziehungen und Charaktere zu ziehen.

„Großmutters Schuhe“ ist ein Familienporträt mit komischen und tragischen Momenten, unterhaltsam, eigenwillig und lebensnah – eine illusionslose Offenlegung der Beziehungen innerhalb eines Familienclans, eine knallharte Bestandaufnahme all dessen, was eine Familie ausmacht – im Guten wie im Schrecklichen.

Wer befürchtet, sich beim Lesen in dem komplexen Beziehungsgeflecht verirren zu können: Unter der vorderen Klappe des Buchs ist ein übersichtlicher Stammbaum verborgen, den man zwischendurch schnell mal zu Rate ziehen kann.

Die Autorin
Renate Welsh wurde 1937 in Wien geboren. Ihre Kindheit verlebte sie in einem Vorort Wiens, wo ihr Vater Arzt war. Nach dem Abitur studierte sie Englisch, Spanisch und Literaturwissenschaften, brach ihr Studium aber nach zwei Jahren ab und arbeitete am British Council in Wien. Nebenberuflich, später freiberuflich war sie als Übersetzerin tätig. Seit 1969 hat sie dann viele engagierte Kinder- und Jugendbücher geschrieben, für die sie neben zahlreichen anderen Auszeichnungen mehrfach den Österreichischen Staatspreis für Kinderliteratur, den Preis der Stadt Wien und den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. 1995 wurde ihr Gesamtwerk mit dem Österreichischen Würdigungspreis ausgezeichnet.